DerDeutsche verschluckt seine Kommas
Als DerkleineDeutsche Lesen und Schreiben lernte, war er begeistert. Bald jedoch, dank schulischer oder elterlicher Interferenz, kam zur Lust auch der Frust. Trotz relativ umfassenden Kenntnisgewinns auch bezüglich orthografischer Finessen nistete sich eine gewisse Unsicherheit in sein Bewusstsein, noch stärker in sein Unterbewusstsein. Das hatte zwei Folgen. Zum einen schrieb DerDeutsche, dann schon größer, bei Unsicherheit in sogenannten Klassenarbeiten so hauchfein, als sollte der Text am besten da gar nicht erscheinen. Er stand aber dann doch da und zog entsprechende Noten nach sich (selten diplomatische). Zum zweiten entstand eine sehr unbewusste, und somit bleibende, Angewohnheit: DerDeutsche kultivierte das Kommaverschlucken.
Nun ist Verschlucken an sich schon ein unbewusster Vorgang mit mehr oder weniger unangenehmen Folgen. Das Verschlucken von Kommas jedoch hat etwas Subtiles, fällt vielleicht kaum jemandem auf, außer den jeweils vorhandenen Lehrern oder Prüfern (und Briefempfängern und Tagebuchlesern und und und ..). Das Kommaverschlucken geht so: DerDeutsche schreibt, handschriftlich (denn in Maschinenschrift sträubt sich schon die ganze Maschine gegen das versehentliche Verschlucken von irgend etwas Eingegebenem), Zeile um Zeile mit dem Stift auf das Papier. Folgezeilen sitzen ungeniert recht nahe an der vorangehenden. Nun gibt es Buchstaben, die einen Strich nach oben erfordern, wie etwa das kleine d, oder auch das kleine t. Unweigerlich, also unbewusst, gerät dieser Aufstrich DesDeutschen aber in ein darüber stehendes Komma hinein, auf eine Weise, dass das Komma danach gar nicht mehr zu sehen ist. Es existiert, ist aber nicht da. Sicher keine Frage des Nihilismus, auch ist Platons Höhlengleichnis wohl fehl am Platz. Aber das Komma ist weg.
DerDeutsche ist jedesmal baff, wie zielgenau die Striche ineinander übergehen. Und nur er weiß um das Geheimnis. Nutzt ihm leider wenig, weil solche Geheimnisse nur schwer zu teilen sind. DerAndereDeutsche sieht nur, daß er nichts sieht: kein Komma, wo eines sein sollte. Da kommt es dann doch verstärkt darauf an, daß DerDeutsche mit dem Inhalt seiner Texte überzeugt und öffentlich lieber zur Maschine greifen sollte als handschriftlich die Welt zu beglücken. Oder mühsam nachträglich dann doch noch mal ein Zusatzkomma, das nur er als solches erkennt, an die richtige Stelle setzen.
Mit der sogenannten Orthografie-Reform (ZuDeutsch: Rechtschreibreform) wurde sowieso eine Verunsicherung so exemplarisch in die Welt gesetzt, daß man noch in Jahrzehnten und Jahrhunderten mit dem Finger auf DenDeutschen zeigen und sagen kann: er wußte es nicht besser.
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PS: da gibt es auch noch den i-Punkt, und dummerweise Buchstaben, die einen Strich nach unten erfordern ...
Nun ist Verschlucken an sich schon ein unbewusster Vorgang mit mehr oder weniger unangenehmen Folgen. Das Verschlucken von Kommas jedoch hat etwas Subtiles, fällt vielleicht kaum jemandem auf, außer den jeweils vorhandenen Lehrern oder Prüfern (und Briefempfängern und Tagebuchlesern und und und ..). Das Kommaverschlucken geht so: DerDeutsche schreibt, handschriftlich (denn in Maschinenschrift sträubt sich schon die ganze Maschine gegen das versehentliche Verschlucken von irgend etwas Eingegebenem), Zeile um Zeile mit dem Stift auf das Papier. Folgezeilen sitzen ungeniert recht nahe an der vorangehenden. Nun gibt es Buchstaben, die einen Strich nach oben erfordern, wie etwa das kleine d, oder auch das kleine t. Unweigerlich, also unbewusst, gerät dieser Aufstrich DesDeutschen aber in ein darüber stehendes Komma hinein, auf eine Weise, dass das Komma danach gar nicht mehr zu sehen ist. Es existiert, ist aber nicht da. Sicher keine Frage des Nihilismus, auch ist Platons Höhlengleichnis wohl fehl am Platz. Aber das Komma ist weg.
DerDeutsche ist jedesmal baff, wie zielgenau die Striche ineinander übergehen. Und nur er weiß um das Geheimnis. Nutzt ihm leider wenig, weil solche Geheimnisse nur schwer zu teilen sind. DerAndereDeutsche sieht nur, daß er nichts sieht: kein Komma, wo eines sein sollte. Da kommt es dann doch verstärkt darauf an, daß DerDeutsche mit dem Inhalt seiner Texte überzeugt und öffentlich lieber zur Maschine greifen sollte als handschriftlich die Welt zu beglücken. Oder mühsam nachträglich dann doch noch mal ein Zusatzkomma, das nur er als solches erkennt, an die richtige Stelle setzen.
Mit der sogenannten Orthografie-Reform (ZuDeutsch: Rechtschreibreform) wurde sowieso eine Verunsicherung so exemplarisch in die Welt gesetzt, daß man noch in Jahrzehnten und Jahrhunderten mit dem Finger auf DenDeutschen zeigen und sagen kann: er wußte es nicht besser.
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PS: da gibt es auch noch den i-Punkt, und dummerweise Buchstaben, die einen Strich nach unten erfordern ...
DerDeutsche - 13. Aug, 11:25
Das Abstandhalten ist gar nicht so verkehrt. So bleiben immer ein paar Fragezeichen, die, siehe oben, gut gegen Entzauberung und Langeweile sind und auch wenn man vielleicht die blinden Stellen mit lauter Unsinn füllt, dann doch wenigstens mit solchem, den man selbst da gerne hätte.