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david ramirer - 26. Nov, 17:29

Sonntag, 21. Juni 2009

DerDeutsche lebt unzeitgemäß

Um sich greift seit einigen Jahren ein Phänomen, das als solches von den Betroffenen gar nicht erkannt wird: der Zwang, ständig über Handy und Internet mit anderen in Kontakt sein zu müssen. Unterstützt wird dies von einer verkaufssüchtigen Industrie, die ihre neuen Entwicklungen permanent unter Erfolgsdruck an den Mann resp. die Frau bringen will. Da wird schon mal geworben mit der neuen Freiheit, auch in der Freizeit, im Urlaub seine Mails sichten zu können, mit der Familie, den Freunden in Kontakt sein zu können, egal, wo man sich befindet. (Guck mal bei Alex Rühle in der SZ nach - hier und hier).

Die Betroffenen, und deren sind es schon sehr viele, merken gar nicht, wie sehr sie sich abhängig machen von dieser Art des Umgangs miteinander, von dieser neuen Art von Abhängigkeit, die die eigenen Entscheidungsmöglichkeiten drastisch einschränkt. Keiner ist mehr wirklich mit sich allein, Betonung auf "mit sich". Es gibt bei diesem Verhalten wenig Freiräume (müsste eigentlich "Freizeiten" heißen), in denen es möglich wäre, sich tatsächlich mal nur mit sich selbst zu beschäftigen. Und dieses mit sich selbst beschäftigen kann ja viele Ausprägungen haben: vom Lesen über Basteln, Kochen, spazieren gehen, zum Fenster rausgucken bis hin zu Nichtstun.

Das Nichtstun ist im Grunde eine sehr menschliche, heilsame Verhaltensweise, um dem Geist und dem Körper eine Möglichkeit der Erholung zu geben. Es wird leicht mit Langeweile verwechselt. Wobei hier unterstellt wird, dass Langeweile negativ ist. Lange Weile (der Österreicher sagt auch "zeitlang" - lange Zeit) besagt ja zunächst mal nur, dass man spürt, wie die Zeit vergeht - aber das ist der falsche Ausdruck: "wie die Zeit vergeht" wird ja meistens erst im nachhinein benutzt, wenn viel geschehen ist und man sich bewusst wird, dass viel Zeit vergangen ist. Langeweile heißt für uns heute, zu spüren, wie die Zeit vergeht, ohne dass viel geschieht - und gleichzeitig zu denken, dass etwas geschehen sollte, dass man selbst geschehen sollte, etwas tun sollte, etwas anderes tun, als man gerade tut, nämlich scheinbar nichts. (Wobei es auch langweilige Tätigkeiten gibt, die keine andere Bezeichnung verdienen).

Diese Langeweile will wohl kaum ein Mensch mehr aushalten (ist unter Umständen auch nicht schön). Und heute erhält jeder die technische Unterstützung, dies nicht aushalten zu müssen. Jeder kann jederzeit von jedem Ort mit anderen direkt in Kontakt treten. Vorbei die Zeit, in der ein Abschied ein Abschied war, in der Kontakte über Distanzen Zeit brauchten (Briefe, Postkarten, Reisen) und Raum. Heute wird telefoniert, gesimst, gechattet, gemailt was das Zeug hält. Ist der eine nicht erreichbar, kommt halt der nächste dran. Kontakte vervielfältigen sich, Beziehungen und Bindungen verflachen. Die heute Jungen kennen die Welt schon gar nicht mehr anders. Sie, die in Zukunft das gesellschaftliche Leben, und damit auch das politische und wirtschaftliche Leben, bestimmen werden, wissen schon gar nicht mehr, dass man sein Leben auch anders gestalten kann als in ständigem Verbindungswahn. Stille Freizeitgestaltung wird mehr und mehr verpönt sein, verachtet, mißtrauisch betrachtet werden, vielleicht sogar zu einem Straftatbestand (naja), zumindest zu einem psychischen Defekt deklariert.

DerDeutsche lebt da ganz unzeitgemäß. Er träumt, er guckt Löcher in die Luft oder sonst wohin, er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Telefonieren war schon immer ein seltener Bedarf für ihn, wohinter aber sich auch eine in gewisser Weise aggressionslose Kontaktschwäche verbergen kann. Chatten ist für ihn ein fremdes, recht überflüssiges Mittel der Kommunikation: Hi, wie geht's - ätzend - Scheißtag. Die Reduzierung des Gedankenaustauschs auf rudimentäre sprachliche / semantische Fetzen, die verbunden ist mit einer permanenten, fast aggressiven Störung, weil die Antworten asynchron und unvorhergesehen kommen, befriedigt ihn ganz und gar nicht. Auch jeden Tag, oder sagen wir mal, regelmäßig seine Mails "abholen" und begutachten, ist nicht so ganz seine Sache (beruflich schon nötig, aber privat gönnt er sich doch immer wieder eine Auszeit).

Wie schön kann das Leben sein mit einem langen Frühstück, mit einer guten Zeitung, mit einem guten Buch oder einfach nur mit schönem Wetter. Etwas bummeln, in einem Straßencafe die Passanten beobachten, auf einer Wiese sitzen (der Winter kommt gerade schlecht weg, auch in Ermangelung eines Kamins) - echte Freizeiten, die dem schwachen Hirn helfen, sich zurückzulehnen, die ganze Arbeit mal sein zu lassen ("abschalten" sagt man auch, nur: wo ist der Schalter - knipps an, knipps aus, will man das wirklich?), um sich dann wieder frisch und zuversichtlich in der Welt zurechtzufinden und die Aufgaben, sprich das Leben zu bewältigen, freundlich und kraftvoll angehen kann.

Das war jetzt viel Schwulst am Schluß (DerDeutsche verliert sich gern in Schwülstigem). Fakt ist, DerDeutsche kann mit der Welt in Kontakt sein, ohne gleich in minuten- oder sekundentaktiger permanenter Rufbereitschaft zu leben.

Freie Texte für freie Deutsche

.. die Zeit, welche damals sehr langsam noch verging, sich da und dort in Teichen sammelte, oder, ihres Fließens ganz vergessend, in Tümpeln stand und den Himmel spiegelte ..

Heimito von Doderer, Die Wasserfälle von Slunj

Brachland

Zurückgedeutscht

Running fence - gealtert?
DerDeutsche - 2. Jan, 18:41
freude ist jedenfalls unverkennbar.
DerDeutsche - 29. Jul, 15:10
Zeit für einen Goetheplag?
DerDeutsche - 29. Jul, 15:07
der perfekte (Schönheits) Fleck ;)
DerDeutsche - 8. Jun, 18:20
Schön! Perfekt. Wien wolkenlos?
DerDeutsche - 7. Jun, 06:10

Mit bestem Dank!


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