Jawoll, und wie. Neidisch auf all die werten MitBlogger, MitDeutschen, MitMenschen, die ohne ihr Zutun sich schönen Wetters erfreuen und ihre Gärten pflegen dürfen. DerDeutsche guckt aus dem Fenster in den Schauer und erschauert. Sein Gärtlein, bestehend aus drei Blumenkästen am Balkon, bedarf so sehr der Pflege. Die versprochenen hängenden Gärten ersaufen.
Vor kurzem war Siebenschläfer. Da war es warm und naß. Danach war es warm und naß. Heute ist es warm und naß. Und auch nächste Woche wird es warm und naß sein. Leider nicht mehr ganz so warm. Gibt es einen Flecken, wo an Siebenschläfer nur die Sonne schien, warm? DerDeutsche würde glatt umziehen.
DerDeutsche - 6. Jul, 16:29
... lassen sich in drei Worten zusammenfassen: "Torheit der Jugend."
Arnon Grünberg
DerDeutsche - 5. Jul, 15:04
... und denkt heute anders!
DerDeutsche - 5. Jul, 14:05
... dich anzuschauen
... dich anzusprechen
... dich zu sehen
... dich zu hören
... dich zu spüren
... dich zu lieben?
DerDeutsche - 3. Jul, 12:09
Noch ist es Nacht! Dennoch: ob DasDeutsche Wort Grauen mit dem Morgengrauen zusammenhängt? Jene Zeit, nicht mehr ganz Nacht und noch nicht Tag, die die schweren Träume gebiert, die Ungeheuer, den Alp. Im Morgengrauen kommen die Diebe und Meuchelmörder, das heißt, da gehen sie schon wieder, im ersten Zwielicht. Im Morgengrauen kommt der Feind, nach mühsamem Anschleichen im Schutz der dunklen Nacht schlägt er zu im ersten Dämmerlicht. Odysseus und seine Genossen harrten aus im hölzernen Pferd, bis tief der Schlaf sich senkte über die herrliche Stadt, bevor sie aufbrachen, zu töten jeden ohne Ansehen. Das Grauen, wenn du spürst die Ungeheuer hinter der nächsten Biegung, in deinem Rücken, vor hinter unter über dir, unfassbar, aber nah, zu nah, es ist licht und doch nicht licht, du kannst dich nicht rühren, willst vorwärts rückwärts seitwärts gehen, stehst aber wie verwurzelt, und harrst ...
DerDeutsche - 2. Jul, 00:06
Es ist passiert. Der Juni ist weg. Zu lange schon online für so einen kleinen Kalender. DerDeutsche muss dass Layout ändern.
Und überhaupt, DerDeutsche sollte arbeiten, statt bloggen, oder sporten. Wie ein werter
Mitblogger verkündet, eine gute Methode zum Freizeitvernichten, mit und ohne Spaß.
DerDeutsche - 1. Jul, 08:26
Zitter, stöhn, schnauf, wegguck: der Monatswechsel kommmt. Wie wird das meinem Kalender bekommen?
DerDeutsche - 30. Jun, 23:26
DerDeutsche ist gleitsichtig. Seit drei Jahren. Davor hat er kurz gesichtet, schwach im Ansatz, Freunde und Nebenbuhler konnte er immer gut erkennen. Doch seit längerem ereilt ihn die Weitsicht, was heißt, er kommt in die Jahre. Es soll ja sowas wie Altersweitheit geben.
Dumm nur, dass die Kurzsicht sich von der Weitsicht weder vertreiben noch ausgleichen lässt. Beide umkreisen einander, lauernd, lässig, lästig, und warten, ob die andere nicht doch noch mal nachlassen würde. Dabei hat ja schon alles nachgelassen. So kam DerDeutsche zur Gleitsicht. Jetzt muss er mit dem Kopf wackeln, von oben nach unten, von unten nach oben. Das ist eigentlich kein Wackeln, es ist aber auch kein Nicken, sondern nur der verzweifelte Versuch, die richtige Stellung für Erkennbares zu finden. Die Sicht entgleitet ihm.
DerDeutsche - 30. Jun, 23:09
Nicht in Berlin, aber trotzdem: die Linden blühen - endlich! DerDeutsche ist glücklich. Fast hätte er's verpasst, weil a) er derzeit selten vor die Tür kommt, b) da nicht unbedingt Linden stehen und c) das Wetter der letzten Wochen alle Düfte eiskalt niedergeregnet hat.
Die Linden blühen hier etwa vier Wochen lang, von Mitte Juni bis Mitte Juli. Der Duft ist keiner, der sich einfach verwehen lässt und locker schwadend durch Gärten und Gassen streift. Nein. Der Lindenduft ist ein schwerer, er fällt von den Bäumen, hängt wie eine Glocke unter den ach so biegsamen Ästen (die Linde duftet nicht nur schön, sie ästet, blättert und kront auch schön). Kommst du zur Linde, so tritt's du wie durch einen Vorhang, hinein und hinaus und süß und schwer lastet der Duft auf dir. Ich kann mich dem nur schwer entziehen und wünsche mir einen Brunnen vor der Tür, wo ich stunden-, tage- und nächtelang sommerlich in der lindigen Duftglocke sitzen und träumen kann.
DerDeutsche ist froh, keinen Heuschnupfen zu haben.
DerDeutsche - 30. Jun, 07:39
Hier nun daheim, von Sturm nicht mehr gezaust,
Sitzen wir still, dieweil der Abend fällt;
Rosenduft füllt das laubbedachte Zelt,
Hier, wo des Lebens Strudel nicht mehr braust.
Still steht die Zeit und ruht vom Jagen aus;
Auf ihrer Bahn die Sonne innehält.
Hier in der stillen Mitte, wo die Welt
Auf ihrer Achse schläft, sind wir zu Haus.
Laß schwingen, Liebe, die Peitsche, daß wir bang,
Auf schwanker Spitze aufrecht stehend, nicht
Auf weichem Kissen schlafen, wie so hehr
Die Spannung schläft in der Schalmei Gesang;
Denn taumelnd fallen wir, wenn Unruh bricht,
Und schlafen, sterbend, süßen Schlaf nicht mehr.
Dorothy Sayers - Aufruhr in Oxford
Übersetzung Otto Bayer
DerDeutsche - 29. Jun, 08:37
"Als Mary K.s Gatte noch lebte, Oskar hieß er, und sie selbst noch auf zwei sehr schönen Beinen ging (das rechte hat ihr, unweit ihrer Wohnung, am 21. September 1925 die Straßenbahn über dem Knie abgefahren), tauchte ein gewisser Doktor Negria auf, ein junger rumänischer Arzt, der hier zu Wien an der berühmten Fakultät sich fortbildete und im Allgemeinen Krankenhaus sein Jahre machte."
Rrumms. Das ist ein Anfang. Mit diesem Satz beginnt "Die Strudlhofstiege" von Heimito von Doderer. Erschienen 1951, erarbeitet in Jahrzehnten, umstritten wg. der Biographie des Autors, Zwischenstand und Vorspiel zu dem noch umfangreicheren Werk "Die Dämonen", genial.
Geläufig war mir schon länger der Titel, vielleicht vom Stöbern in Buchhandlungen. Stand und steht dort breit, unübersehbar, beim Durchgehen der Regale stößt man unweigerlich auf das Buch. Sagte mir aber weiter nichts, bis ich es eines Tages zur Hand nahm, diesen ersten Satz las und nicht mehr loskam. Das ist jetzt schon einige Jahre her, die 900 Seiten las ich damals in einem Rutsch (der einige Wochen in Anspruch nahm). Geblieben ist mir dieser Anfang und eine grobe Vorstellung von der Handlung. Diese wurde später überlagert von der Lektüre von "Die Dämonen", noch umfangreicher, noch vielfältiger, farbiger, eine Erweiterung, eine Basis, ein Mantel für "Die Strudlhofstiege".
Ich will und kann hier nicht den Inhalt wiedergeben, das führte zu weit und die Lektüre ist auch schon zu lange her. Es geht wie oft um Liebe oder das, was man dafür hält, um Beziehungen in vielfältiger Weise und um die Gesellschaft in ihren verschiedenen Facetten. Die Handlung spielt im Wien der zwanziger Jahre, im reicheren und im nicht ganz so armen Milieu, unter Künstlern und Zwielichtigen. Es geht um die täglichen Nöte, die seelischen Nöte, um Betrug und Erlösung. Beginnend und endend mit dem Paukenschlag des Straßenbahnunfalls windet sich der Erzählungsfaden zurück und vor, nimmt vorweg, holt ein und kommt auf den Punkt.
Was mich gefangen nahm und faszinierte, war und ist die sprachlich gewandte, kritische, aber liebevoll treffende Charakterisierung der Personen und der Gesellschaft. Doderer kennt die Leute und ihr Leben, ist ein genauer Beobachter und kann seine Beobachtungen und Ideen in lebendigen Sätzen und Wortkombinationen wiedergeben. Und gleichzeitig schwebt in den Formulierungen auch immer ein leiser Hauch Ironie, man muss das Geschehen und die Gefühle und Handlungen der Menschen nicht ganz so ernst nehmen, der Autor zwinkert mit dem Auge und ich zwinkere zurück, und manches bleibt offen, undefiniert.
Und er erfindet ein Sammelsurium an Charakteren, Lebenslinien und Verflechtungen. Aber vielleicht ist das alles gar keine Erfindung. Als ich las, hatte ich das Gefühl, die Leute zu kennen, ähnliches selbst einmal oder bei Freunden und Verwandten erlebt zu haben, dabei gewesen zu sein, nein, tatsächlich dabei zu sein. Ganz nah waren mir alle. Ich erinnere mich: als ich dann mit dem Buch durch war, kam eine tiefe Traurigkeit, ein Abschiedsschmerz, mit der traurigen Gewissheit, von Melzer, der Hauptfigur, und seinen weiteren Schicksalen und Entwicklungen nie mehr etwas erfahren zu können. Er trat aus der Geschichte heraus in sein eigenes Leben und ließ mich zurück.
Wenn ich die Zeit hätte, würde ich mich wieder daran begeben, um Sätze zu finden, wie:
"Sein Klingeln klang kurz und scharf, als schlüge man eine Scheibe ein.."
"..einsam an diesem in die eigene Wärme gestürzten Sommertage der zweiten Hälfte des August."
"Der Sommermorgen schien zu zögern, jetzt um halb zehn Uhr am Vormittage noch."
"Wenige Tage später begann auch ihn zweimal täglich die Post-Charybdis in Ein-Zügen und Aus-Stößen, die regelmäßig wechselten, wie die Gezeiten des Meeres, zu schlucken und wieder auszuspeien: als nämlich die ersten Briefe ..."
bis zum Ende, das, etwas kryptisch, verkündet:
"..'Glücklich ist vielmehr derjenige, dessen Bemessung seiner eigenen Ansprüche hinter einem diesfalls herabgelangten höheren Entscheid so weit zurückbleibt, daß dann naturgemäß ein erheblicher Übergenuß eintritt.' Was soll man hier noch sagen!"
DerDeutsche - 28. Jun, 16:05
... geworden. Das war er schon immer hie und da. Gestern abend wurden er und seine Freunde aber dazu erkoren.
Das Lokal nebenan, tirolisch-italienischer Provenienz, wurde in den letzten Jahren, seit ein guter Koch da ist, so etwas wie ein Stammlokal. Ein Stammlokal ist so was ähnliches wie eine Stammkneipe, nur ist die Frequenz des Aufsuchens desselben niedriger, und damit günstiger und gesünder. DerDeutsche hatte (vor dem Rauchverbot) schon Stammkneipen (eine), deren Besucher ob der Dichte und Schärfe des allenthalben wabernden und nicht mehr zu lüftenden Rauches befürchten mussten, höhere Krankenkassenbeiträge zahlen zu müssen, ob der absehbaren gesundheitlichen Beeinträchtigungen.
Aber hier (und ohne Rauch): gute Pizza, guter Wein, schöne Einrichtung, nette Athmosphäre. Die Kellner wurden nach und nach vertrauter und umgekehrt, es wird persönlicher. Kaum, dass wir gezahlt hatten, bot uns der Kellner auf Kosten des Hauses noch einen Digestiv in Form eines Grappa an. Damit erhielten wir endgültig die (höheren?) Weihen eines Stammgastes. Kurzes Zögern, einander angucken, zweifeln (geht das denn noch?), angenehm berührt sein, zustimmen...
Pizza, Wein und Grappa haben, weil ungewohnt gemischt, in der Nacht dann heftig gearbeitet und den Schlaf verkürzt.
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...
Was hat 'n da de Babba da
der hat e Flasch Grappa da de Babba
wo hat dann der Babba die Flasch
de Babba hat de Grappa in de Tasch
...
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Rodgau Monotones -
Erbarme, zu spät, die Hesse komme
DerDeutsche - 28. Jun, 13:15
... und die behält er für sich!
DerDeutsche - 28. Jun, 09:16